Keine Angst, ich komm jetzt nicht mit dem Tomato-Timer und der „eat that frog“-Methode. In diesem Beitrag findet ihr 5 Gedanken rund um das Thema „Produktivität“ und „Fokussiertes Arbeiten“, die mich persönlich im ersten Moment sehr überrascht haben. Die ich aber auch sehr wirkungsvoll finde.

Los geht’s!

Akzeptiere, dass Produktivität hässlich sein darf.

Oder: Schlechte Nachrichten für alle, die sich immer damit rausreden, dass sie die richtige Umgebung für fokussiertes Arbeiten brauchen.

Ich nehme mir vor, heute wirklich was zu schaffen. Dafür brauche ich nur die richtige Atmo (schickes Café, Jazz-Musik im Hintergrund, Pumpkin-flavored-spiced-Latte), die richtige Ausrüstung (teuren Computer mit Obst-Logo). Und natürlich ein Mindset, das ich mir vorher ordentlich zurecht meditiert habe.

Klar. Ich könnt mich auch einfach jetzt sofort verstrubbelt an meinen Schreibtisch setzen. Mit Blick auf die weiße Wand. Filterkaffee trinken. Meinen Billo-Laptop aufklappen.

Und einfach mal machen. Aber das sieht halt echt underperformermäßig aus, wenn man das für LinkedIn fotografiert.

Deshalb investiere ich natürlich erstmal Zeit, mich frisch zu machen. Zu meditieren. Meine Sachen zu packen. Durch die halbe Stadt in ein hippes Szene-Café zu fahren. 20 min für ein fancy Koffein-Gesöff anzustehen.

Einen Tisch zu suchen. Eine Steckdose zu suchen. WLAN zu suchen. Zu merken, dass ich die Kopfhörer vergessen hab. Mich damit abzufinden, dass ich Performance-Patrick neben mir akustisch ausgeliefert bin, der gerade seine Sales-Calls rockt (”RICHTIG GEIL, dass ich dich erwische, Alter – wie läuft’s auf Ibissssa?”)

Um dann zu merken, dass es mittlerweile so spät ist, dass meine produktivste Zeit am Morgen schon vorbei ist.

Schade.

Produktiv bist du nicht, wenns möglichst schön für LinkedIn aussieht. Produktivität ist „machen“. Ist Arbeiten mit dem, was du hast. Anfangen – und zwar sofort. Auch wenn man es nicht so gut für LinkedIn fotografieren kann.

Warte nicht auf Motivation.

Oder: Schlechte Nachrichten für alle, die sich gerne damit rausreden, dass sie „erstmal in die richtige Stimmung für Aufgabe xy kommen“ müssen.

Grundsätzlich bin ich ein Fan davon, sich mit unangenehmen Emotionen auseinanderzusetzen, wenn diese mit einer Aufgabe verbunden sind. Gerade, wenn du diese Aufgabe oft aufschiebst. Gerade beim Thema Prokrastination geht es oft nicht um Zeitmanagement oder „kein Bock“ – sondern um Ängste, die unterbewusst mit der Aufgabe verbunden sind. Da lohnt sich ein Hinsehen und ein Reframing – aber das ist ein Thema für einen anderen Beitrag.

Heute gibt es die Abkürzung. Neulich habe ich den schlichten Satz gelesen: „Wer sagt eigentlich, dass du motiviert sein musst, um eine Aufgabe zu erledigen?“

Und ich dachte: Stimmt. Ich bin auch nicht motiviert, wenn ich mir die Zähne putze. Oder meine Steuer mache. Ich mache das einfach, weil ich es machen muss.

Wenn ich gerade mal wieder dabei bin, eine Aufgabe aufzuschieben, dann denke ich mir also jetzt den oben genannten Satz. Oft mit sehr großem Erfolg.

Überlege dir, was alles schief gehen kann.

Oder: Schlechte Nachrichten für alle, die immer positiv denken möchten.

Projektmanager:innen unter euch kennen die Technik vielleicht unter dem Begriff „Pre Mortem“.

Der Kern der Sache ist schnell erklärt: Frage dich bei einem Ziel, Projekt oder sonstigen Vorhaben vorab, was dazu führen könnte, dass du scheiterst. Überlege dir dann im Vorfeld Strategien, um genau zu verhindern.

Simples Beispiel: Wenn ich mir vornehme, regelmäßig etwas auf LinkedIn zu posten, dann könnte mich folgendes daran hindern (hier streue ich mal wahre Erfahrungswerte ein ;)):

  • Ich habe keine Zeit, Beiträge zu schreiben.
  • Ich vergesse, dass ich etwas posten wollte.
  • Ich trau mich nicht.

Nun kann ich im Vorfeld überlegen, was ich tue, wenn dieser Fall eintritt bzw. wie ich verhindern kann, dass es soweit kommt.

  • Ich plane anfangs einen festen halben Tag in der Woche ein, um Beiträge zu schreiben, inkl. eines Puffers, falls was dazwischen kommt.
  • Ich stelle Beiträge mit der Planungsfunktion vorab ein, sodass sie automatisch gepostet werden.
  • Ich suche mir eine andere Person, die auch gerade mit dem Posten anfängt und wir erinnern und ermutigen uns gegenseitig.

Die Methode ist simpel, aber wirkungsvoll: Dadurch, dass ich mir vorher realistisch überlegt habe, welche Hürden es gehen kann und wie ich damit umgehe, habe ich im Fall der Fälle direkt einen Notfallplan bzw. eine Strategie parat, die diese Hürden beseitigt.

Wer sich ausführlicher für das Thema interessiert, der findet übrigens hier eine wunderbare und ausführliche Erläuterung inklusive Notion Template.

Unterscheide klar zwischen „produktiv“ und „beschäftigt“

Oder: Schlechte Nachrichten für alle, die „E-Mails und Teams-Nachrichten beantworten“ als sinnvolle Tätigkeit ansehen.

Vielleicht kennst du das auch: Da hast du den ganzen Tag in die Tasten gehauen, alles mögliche gewuppt, getan, gemacht. Du warst den ganzen Tag unter Strom. In Meetings. Im Mailpostfach. In Teams.

Dann fährst du abends den Laptop runter und fragst dich trotz allem: „Was hab ich heute eigentlich gemacht?“

In den erschreckend vielen Fällen lautet die Antwort: Ich habe kommuniziert. Nachrichten beantwortet, die ich auch übermorgen hätte beantworten können. Und an Meetings teilgenommen, die eine Mail hätten sein können.

Das Problem: Oft haben Menschen das Gefühl, dass sie sehr produktiv sind, wenn sie so arbeiten. Denn rein quantitativ haben sie ne Menge an Meetings, Mail und Messenger-Nachrichten weggewuppt.

Viel Output ist aber unter Umständen nicht herausgekommen. Das wichtige Projekt ist keinen Millimeter vorangekommen. Das Konzept für den Marketing-Workshop ist nach vor nur ein Haufen Post-its. Und die Einladung für die Veranstaltung kommenden Monat ist immer noch nicht formuliert.

Gewöhn dir daher an, dich regelmäßig zu fragen: Bin ich gerade produktiv oder bin ich nur beschäftigt? Produziert diese Tätigkeit gerade ein wichtiges und relevantes Ergebnis für meine Arbeit?

Für den Anfang hilft es, wenn du dir im Smartphone eine Erinnerung anlegst, die 3-4 Mal am Tag auftaucht, um dir diese Frage zu stellen.

Geh davon aus, dass mindestens 2 der 4 vorherigen Tipps für dich nicht funktionieren.

Oder: Schlechte Nachrichten für alle, die erwarten, dass alle Tipps zum Thema „Fokus und Produktivität“ ihr Leben oder zumindest ihre Arbeitsweise verändern.

Die beste Nachricht zum Schluss: Menschen sind verschieden.

Deshalb kann es sehr gut sein, dass einige dieser Tipps für dich sehr gut funktionieren, während du mit anderen schon beim Lesen überhaupt nichts anfangen kannst.

Es gilt: Beim Thema „produktives und fokussierter Arbeiten“ geht es nicht einfach darum, stumpf Tipps umzusetzen – sondern auszuprobieren und zu reflektieren, welche Tipps für dich wirklich funktionieren – und welche eben nicht.

Hilfreiche Tipps müssen zu deiner Arbeitsweise passen. Zu deinen Werten und auch zu deiner Persönlichkeit. Ansonsten kann sich die Umsetzung solcher Ratschläge schnell seltsam oder „fremd“ anfühlen.

Fazit

Zum Thema „Produkt und fokussiert Arbeiten“ gibt es jenseits von gängigen Zeitmanagement-Tools immer noch so einige Denkanstöße, die überraschend und gleichzeitig sehr hilfreich sind. Dennoch gilt: Nicht alles funktioniert für jeden gleich gut – deshalb fühl dich frei, einige dieser Anstöße zu übernehmen und andere bewusst zu verwerfen.

Wenn du dir konkrete Unterstützung dabei wünscht, deine Arbeitsweise produktiver zu machen oder fokussierter an einem Projekt zu arbeiten, dann schau dir gern mein Coaching-Angebot zu diesem Thema an.

Am Ende interessiert mich noch: Welche Denkanstöße zu dem Thema haben dir geholfen? Was hat sich vielleicht als überraschend hilfreich für dich erwiesen, das du gerne teilen magst?