Kennst du das? Auf dem Papier ist alles perfekt: Du hast einen Job, der dich fordert, der dir eigentlich Spaß macht und dir auch ein gutes Einkommen sichert. Und doch gibt es diese Momente – oder manchmal auch längere Phasen – in denen sich Unzufriedenheit breitmacht.
Vielleicht fragst du dich: Was ist hier eigentlich los? Sollte ich nicht viel glücklicher sein? Muss ich jetzt kündigen?
Oft habe ich in meinen Coachings mit Menschen zu tun, denen es ähnlich geht. Die ihren Job „eigentlich“ mögen, aber häufig unzufrieden sind. Muss es da immer gleich ein Unternehmens- oder ein ganzer Berufswechsel sein?
Manchmal kann das die Lösung sein – oft geht es aber auch anders.
Hinter der Unzufriedenheit könnten ein paar spannende Dynamiken stehen, die viele von uns erleben, besonders wenn wir mitten im Berufsleben stehen. Lass uns gemeinsam hinschauen, woran das liegen könnte – und was du dagegen tun kannst.
Warum bin ich unzufrieden, obwohl ich meinen Job mag?
Es ist ein bisschen wie mit einer langfristigen Beziehung: Die Flitterwochen sind vorbei, und obwohl du deine*n Partner*in (oder in diesem Fall deinen Job) immer noch magst, schleichen sich Routine, Frustrationen oder auch die Frage nach dem „Was kommt als Nächstes?“ ein.
Hier sind einige häufige Gründe, warum das passieren kann:
1. Routine killt die Leidenschaft
Am Anfang ist alles aufregend: Ein neues Team, spannende Projekte und das Gefühl, dazuzugehören. Doch irgendwann kommt der Alltag. Und während Routine gut für Produktivität sein kann, kann sie auch dazu führen, dass sich der Job langweilig anfühlt. Die täglichen Aufgaben verlieren ihre Faszination, und selbst Erfolge können sich plötzlich weniger bedeutend anfühlen.
2. Ein Mangel an Weiterentwicklung
Als Menschen haben wir ein starkes Bedürfnis nach Wachstum. GErade Menschen, die von ihrer Persönlichkeit eine hohe „Offenheit“ für neue Erfahrungen mitbringen, sind oft unzufrieden, wenn sie jahrelang den gleichen „Kram“ machen müssen (ich weiß, wovon ich rede ;)).
Wenn wir das Gefühl haben, auf der Stelle zu treten – sei es in Bezug auf Skills, Verantwortung oder persönliche Entwicklung – kann das Unzufriedenheit auslösen. Selbst ein toller Job fühlt sich irgendwann leer an, wenn wir keine neuen Herausforderungen finden.
3. Überforderung oder falscher Fokus
Vielleicht hast du das Gefühl, dich ständig nur noch im Operativen zu verlieren – in ToDo-Listen, E-Mails oder Meetings, die nicht enden wollen. Das kann dazu führen, dass dir die Energie für die wirklich spannenden Projekte fehlt. Oder es gibt so viel zu tun, dass du das Gefühl hast, nie „fertig“ zu werden.
Ich selbst kenne das auch aus unterschiedlichen beruflichen Stationen: In meiner Tätigkeit in einer Agentur gab es oft parallel viele verschiedene Kundenprojekte, harte Deadlines und Dienstreisen. Im Konzern war der Termindruck nicht so hoch – dafür jagte aber ein Termin-Marathon den nächsten und ich hatte oft am Ende des Tages das Gefühl „Ich hab gar nichts geschafft…“.
Und auch in der Selbstständigkeit habe ich oft das Gefühl, an zu vielen Sachen gleichzeitig zu arbeiten (schließlich mach ich neben der operativen Arbeit auch noch Marketing, Steuern, Finanzen, Orga etc. und ein bisschen „Feelgood Management“ darf natürlich auch nicht fehlen ;)).
4. Der ständig verfügbare soziale Vergleich
Dank LinkedIn, Instagram und Co. wissen wir heute mehr denn je, was andere machen. Und es gibt immer jemanden, der mehr erreicht hat, spannendere Projekte macht oder erfolgreicher aussieht. Dieser Vergleich kann selbst dann Zweifel und Unzufriedenheit auslösen, wenn du deinen Job objektiv magst.
Strategien für den Umgang mit diesen Gefühlen
Nachdem ich selbst oft in diese Falle getappt bin – und immer noch gelegentlich hineintappe – habe ich mir ein paar Strategien zurechtgelegt, die mir helfen, diese Unzufriedenheit besser zu verstehen und zu managen. Hier sind meine persönlichen Tipps:
1. Akzeptiere, dass Unzufriedenheit normal ist
Erster wichtiger Punkt: Es ist okay, nicht immer zu 100 % happy zu sein. Niemand ist das. Selbst die Menschen mit den „perfektesten“ Jobs haben Tage oder Wochen, in denen sie sich fragen, warum sie das alles machen.
Unsere Zufriedenheit im Job schwankt. Es gibt Hochs und Tiefs – und das ist völlig normal. Der Trick ist, sich nicht von den Tiefs definieren zu lassen, sondern sie als eine Phase anzunehmen, die vorbeigeht. Sollte diese Phase zum Dauerstand werden, ist Handeln angesagt – aber manchmal hilft es auch schon, die Unzufriedenheit anzunehmen.
Wenn du das nicht glaubst: Frag doch mal Menschen, die du als super zufrieden in ihrem Job wahrnimmst, wie das wirklich bei ihnen ist. Die Antwort wird dich vielleicht überraschen.
2. Reflektiere, woher das Gefühl kommt
Wir sind ja hier beim Reflektier – also ist das natürlich ein ganz wichtiger Punkt!
Unzufriedenheit fühlt sich manchmal einfach nur wie ein diffuses Gefühl von „Bäh“ an, aber oft gibt es dahinter ganz konkrete Auslöser. Ich stelle mir in solchen Situationen folgende Fragen:
Langweile ich mich, weil ich keine neuen Herausforderungen habe?
Bin ich überfordert oder gestresst? Wenn ja: Woran liegt das genau?
Fühle ich mich anerkannt für das, was ich tue? Welche Form der Anerkennung bekomme ich und ist es das auch die Form, die ich mir wünsche?
Sind es äußere Faktoren – etwa Vergleiche mit anderen – die mich unzufrieden machen?
Manchmal hilft es auch, wenn du einfach mal eine Zeit lang „Daten erhebst“, um konkreter zu erfassen, in welchen Situationen du dich unwohl oder unzufrieden fühlst. Dafür reichen Zettel und Stift. Notiere dir am besten 1-2 Mal am Tag:
- Welche Aufgaben habe ich gemacht? Wie habe ich mit damit gefühlt? Haben mir die Aufgaben Energie genommen oder gegeben? Wie engagiert war ich bei der Sache?
- Hat mich etwas besonders gestresst? Was (oder wer) war das genau und warum? Wie war die Situation?
- Und: Was war gut? Was hat mir Freude gemacht oder mir Energie gegeben?
Es gilt: Je ausführlicher, desto besser – aber auch wenn du dir nur kurze Notizen machst, wirst du vermutlich nach 2-3 Wochen Muster erkennen und feststellen können, was konkret deine Unzufriedenheit auslöst – und wie oft das tatsächlich vorkommt.
Je nach dem, was du hier lernst, können die folgenden Strategien dir entsprechend weiterhelfen.
3. Setze neue Impulse in deinem Job
Wenn die Ursache Langeweile oder mangelnde Weiterentwicklung ist, suche aktiv nach Möglichkeiten, wie du dich in deinem Job wieder herausfordern kannst. Das kann bedeuten:
- Dich für ein neues Projekt oder eine andere Aufgabe zu melden.
- Ein Training oder Coaching zu machen, um neue Fähigkeiten zu entwickeln.
- Deine eigene „Jobbeschreibung“ etwas umzuschreiben: Was würdest du am liebsten in deinem Job verändern? Und wie könntest du das mit deinem Vorgesetzten oder Team besprechen?
Manchmal können schon kleine Veränderungen eine große Auswirkung auf deine Zufriedenheit haben.
4. Fokussiere dich auf das, was dir wirklich wichtig ist
Ein Grund, warum viele Menschen unzufrieden sind: Sie verbringen ihre Zeit mit Dingen, die sie nicht erfüllen. Ich habe irgendwann angefangen, meinen Kalender regelmäßig durchzugehen und zu fragen:
- Wie viel Zeit verbringe ich mit Aufgaben, die mir wichtig sind?
- Welche Tätigkeiten rauben mir Energie – und wie kann ich die reduzieren oder delegieren?
Beim Thema „Energie“ kannst du gut auf deine „Daten“ aus Punkt 2 zurückgreifen. Und ja: Es ist kein schneller Prozess, aber je mehr du deine Energie auf die Dinge lenkst, die dir wirklich Freude bereiten oder wichtig sind, desto erfüllter fühlst du dich langfristig.
5. Hör auf, dich mit anderen zu vergleichen
Wir vergleichen uns oft bewusst oder auch unbewusst – mit Kolleg*innen, Menschen auf Social Media oder alten Bekannten. Diese Vergleiche hinken aber meistens ziemlich – ich hab zumindest bisher eher selten gesehen, wie jemand auf LinkedIn geteilt hat, wenn ein Akquisegespräch so richtig in die Hose ging, er einen Job NICHT bekommen haben oder völlig gestresst von einem Meeting zum nächsten gerannt ist.
Wenns bei mir trotzdem mal richtig schlimm wird, frag ich mich nicht: Was haben andere, das ich nicht habe?, Stattdessen frage ich:
- Was habe ich, das mich zufrieden macht?
- Was habe ich in den letzten Monaten oder Jahren erreicht?
Das ist keine Allzwecklösung, aber sie hilft dabei, die Perspektive zu ändern.
6. Finde Erfüllung außerhalb des Jobs
Vielleicht der wichtigste Punkt: Dein Job muss nicht alles sein. Wenn du das Gefühl hast, dass du trotz spannender Projekte unzufrieden bist, könnte es sein, dass dein Leben außerhalb der Arbeit gerade nicht genug Raum hat.
Hobbys, Freundschaften, Familie oder einfach Zeit für dich selbst – all das trägt genauso zu deinem Glück bei wie ein toller Job. Plane dir bewusst Zeit ein, um auch außerhalb des Büros Dinge zu tun, die dir Freude bereiten.
Und: Wenn du drüber nachdenkst, den Job komplett zu wechseln, kannst du so auch erstmal in deiner Freizeit einen kleinen Testballon starten, um zu schauen, ob das neue Themenfeld wirklich dein Ding.
Du kannst zum Beispiel:
- ein Ehrenamt in dem Bereich ausüben (wenn du überlegst, in den sozialen Bereich zu wechseln)
- ein Side-Business starten (wenn du von einer Selbstständigkeit träumst)
- eine Weiterbildung machen in einem Bereich, den du spannend findest
- auf Meetups und Events mit Menschen außerhalb deiner Bubble gehen und so neue Bereiche entspannt kennenlernen und Kontakte knüpfen
Fazit: Du kannst einen Job mögen und trotzdem unzufrieden sein – und das ist okay
Unzufriedenheit im Job bedeutet nicht, dass du scheitern wirst, und auch nicht, dass du sofort alles hinschmeißen musst. Sie ist ein Signal, das dir zeigt, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist – entweder in deinem Job oder in deinem Leben drumherum.
Mit Reflexion, kleinen Veränderungen und einem klaren Fokus darauf, was dir wirklich wichtig ist, kannst du oft schon viel erreichen. Und falls nicht: Vielleicht ist es an der Zeit, über eine Veränderung nachzudenken – sei es innerhalb deines Unternehmens oder darüber hinaus.
Hast du das Gefühl, dass du in deinem Job feststeckst oder nicht weißt, wie du deine Zufriedenheit wieder steigern kannst? Vielleicht hilft dir ein Perspektivwechsel durch ein Coaching-Gespräch. Gemeinsam können wir herausfinden, was für dich wirklich wichtig ist – und wie du das in deinen Arbeitsalltag integrieren kannst.
👉 Vereinbare gern ein kostenfreies Kennenlernen, wenn du Interesse hast – oder lass mich wissen, wie du mit Unzufriedenheit im Job umgehst. 😊