Als ich mich im Jahr 2021 selbstständig gemacht habe, stand ich vor einer großen Hürde. Ich wusste schon damals, dass ich ein ziemlich introvertierter Mensch bin – das hat mir mein LINC Personality Profiler übrigens auch sehr deutlich gezeigt. Und ich wusste deshalb und aus Erfahrung: Netzwerken ist für mich einfach der Horror. Der Smalltalk, das Gefühl, wenn ich irgendwo unsicher in der Ecke stehe und nicht weiß, wohin mit mir. Und: Die Lautstärke …

Das alles hat mich abgeschreckt.

Nicht, weil ich schüchtern bin (entgegen der Vorurteile trifft das auf viele Introvertierte gar nicht zu) – sondern weil mich diese intensive Interaktion in großen Gruppen ganz schön Energie kostet. Auf Konferenzen habe ich mich in den Pausen meistens irgendwo draußen versteckt, damit ich bloß mit keinem reden musste.

Zum Start der Selbstständigkeit wurde mir dann allerdings klar: Ohne Netzwerk gehts nicht. Also habe ich mich reingewagt, einiges getestet und eine ganz neue Perspektive auf das Thema bekommen. Über die Jahre habe ich mir eine eigene Strategie „gebaut“, die für mich super funktioniert.

Daher teile ich heute einige Tipps mit dir und räume auch mal mit ein paar Vorurteilen auf, die sich selbst lange hatte.


🤔 „Netzwerken“ – was heißt das eigentlich und warum ist das hilfreich?

Im Coaching habe ich oft mit Klient:innen zu tun, die sich z. B. neu orientieren möchten, eine Selbstständigkeit oder Führung anstreben. Denen rate ich immer, sich möglichst breit zu vernetzen und Kontakte zu knüpfen. Oft ernte ich bei dem Vorschlag sehr entsetzte Blicke (man zieht ja auch immer Kund:innen an, die einem ähnlich sind, ne? ;))

Dabei bedeutet „Netzwerken“ (in meiner Welt) erstmal nur: Rede mit Menschen, die du – aus welchen Gründen auch immer – spannend findest. Weil sie ähnliche Dinge tun, ähnliche Ziele oder Werte haben oder vielleicht auch, weil sie was völlig anderes tun als du.

Meiner Erfahrung nach ist das immer hilfreich: Egal, ob du das Unternehmen wechseln willst, eine Führungsposition oder Selbstständigkeit spannend findest oder in deinem Beruf frische Impulse brauchst.

Rausgehen und gucken, was die anderen machen – das hilft immer!

Wichtig: Ich beziehe mich in diesem Artikel dabei v.a. auf das Netzwerken in der analogen Welt – weil mir das einfach mehr Spaß macht und ich da mehr Erfahrungswerte habe.


🥴 Die häufigsten Hürden und Mythen

Zwischen mir und dem Begriff „Netzwerken“ standen bis vor einigen Jahren ziemlich viele Missverständnisse, die mich an diesem „mal rausgehen“ gehindert haben. Hier räume ich mal mit den gängigen Mythen auf, die ich von mir selbst und auch aus den Gesprächen mit anderen (eher introvertierten) Leuten kenne.

„Netzwerken ist nur was für Selbstständige und Unternehmer:innen.“

Dachte ich auch lange, weshalb ich das Thema als Angestellte sehr vernachlässigt habe. Und ja: Es gibt viele Veranstaltungen, die sich hauptsächlich an Selbstständige richten oder auf denen sich viele von der Sorte tummeln.

Zwei Gedanken dazu:

Erstens: Es gibt für für so ziemlich jede Branche eigene Veranstaltungen, auf denen du Impulse für deine Arbeit mitnehmen kannst. Von anderen lernen kannst und spannende Kontakte knüpfen kannst. Und die können sich übrigens spätestens dann auszahlen, wenn du mal das Unternehmen wechseln willst (ich mein ja nur ;)).

Zweitens: Was ist denn so schlimm dran, irgendwo hinzugehen, wo viele Selbstständige sind? Das sind meiner Erfahrung nach meist sehr interessante Leude 😉, die vielleicht auch mal über Dinge sprechen, über die du noch nie nachgedacht hast. Selbst wenn du das nicht unmittelbar nutzen kannst, dann war es im worst case immer noch ein halbwegs interessanter Abend. Und wenn nicht: Dann weißt du wenigstens sicher, dass das nix ist, weil du es getestet hast.

„Auf Netzwerkveranstaltungen sind immer super viele Leute!“

Der absolute Albtraum für viele Introvertierte: Ein großer Raum, hunderte Leute, es ist laut und du kennst niemanden. Muss aber nicht so sein – es gibt zahlreiche sehr gemütliche, kleine Veranstaltungen. Sogar welche mit weniger als 10 Leute. Und manchmal finden die sogar draußen statt und man geht dabei gemütlich spazieren.

Will sagen: Wenn du dich nicht direkt auf ein riesen Event wagen willst (OMR lässt grüßen), dann findest du mit ein bisschen Recherche sicher eine Veranstaltung, mit deren Größe du dich wohlfühlst.

Ein bisschen weiter unten gebe ich dir noch Tipps mit, wo genau du danach suchen kannst.

„Ich kann doch nicht einfach wildfremde Menschen ansprechen!“

Vielleicht denkst du dir „Das ist doch total weird, wenn ich wo hingehe und sage Hallo, ich bin xy, ich stell mich hier jetzt mal dazu.

Dazu einfach ein Gedanke, der mir damals sehr geholfen hat: Menschen, die auf Netzwerk-Veranstaltungen gehen, die gehen dahin, um andere Leute kennenzulernen. Es ist also der Sinn der Sache, dass du da Menschen ansprichst und dich irgendwo dazu gesellst. Niemand wird das seltsam finden.

Mich hat dafür bisher noch niemand komisch angeguckt.

„Ich muss genau wissen, was ich erreichen möchte oder wo ich hin will.“

Vielleicht bist du gerade dabei, dich beruflich neu zu orientieren und hast noch keine Idee, in welche Richtung. Oder du machst dich gerade Selbstständig, aber deine Idee ist noch nicht besonders konkret. Was sagst du denn dann bloß, wenn jemand fragt: „Was machst du denn beruflich?“ Oder noch schlimmer „Aus welchen Gründen bist du hier?“

Es ist gar nichts dabei, dann einfach zu sagen, wo du gerade stehst. Dass du aktuell nach einer neuen Ausrichtung suchst und dich einfach inspirieren lässt. Dass du an deiner Geschäftsidee schraubst, die noch nicht konkret ist. Das ist eine valide Antwort, die Menschen akzeptieren (ich hab das getestet).

Manchmal werden Leute sogar sagen „Ah, so ging es mir auch!“ und können dir vielleicht Tipps geben, was sie getan haben, um mehr Klarheit zu finden. Oder sie stellen Nachfragen, die dir selbst nochmal neue Anstöße geben. Oder sie sagen „Ich kenne da xy, vielleicht ist das ein spannender Kontakt/ein spannendes Event für dich.“

„Ohne Visitenkarte/Website etc. kann ich da nicht hingehen.“

Das ist verwandt mit dem oberen Thema – den Gedanken haben aber gerade Selbstständige sehr oft. Denn irgendwo müssen die Leute ja später „landen“ können, wenn sie sich für dich bzw. dein Angebot interessieren und wie sieht das denn aus, wenn du sagst, dass du noch keine Website hast?

Die gute Nachricht: Wenn du einen LinkedIn-Account hast, ist das ausreichend, um dich mit Leuten zu vernetzen.

Und „noch keine Website“ ist komplett ok – gerade wenn du noch in der Ideenphase bist (s.o.). Und auch in dem Fall kann dir evtl. jemand einen Tipp geben, wie er oder sie das gemacht mit der Website (welcher Baukasten gut, welche*r Designer*in hat unterstützt etc.).

„Netzwerken finde ich unehrlich – am Ende wollen doch alle irgendwas!“

Hinter dem Gedanken steht oft das Gefühl „Es hat doch ohnehin jede*r hier irgendeine Agenda.“ Du denkst vielleicht, die Leute wollen dir was verkaufen und sind nur deshalb so freundlich. Oder sie suchen Kooperationspartner:innen oder Leute, die „Leute kennen“.

Drei Gedanken dazu:

Erstens: Ja, es ist so, dass Menschen auf Veranstaltungen gehen und natürlich oft (sehr direkt oder indirekt) bestimmte Ziele im Hinterkopf haben. Das ist so. Und das finde ich ok, denn am Ende geht es darum, dass du gemeinsam mit anderen oder durch andere ein Stückchen weiterkommst.

Zweitens: Deshalb sind Netzwerk-Events noch lange keine Kaffeefahrten, in denen dir Vertriebler:innen im Minutentakt versuchen, dir Heizdecken aufzudrängen. Ich habe bisher noch nie erlebt, dass mir Menschen eine Dienstleistung/ein Produkt (aggressiv oder überhaupt) aufgedrängt haben – und nur weil mir jemand sagt, was er oder sie tut, heißt das noch nicht, dass mir die Person gerade was verkaufen will.

Drittens: Viele Menschen wollen dort einfach nur einen gute Zeit haben. Das hängt sicher auch ein bisschen von der Art der Veranstaltung ab – aber nicht jede*r, den du triffst, kommt mit gewissen Zielen oder einer versteckten Agenda. Viele Leute sind wirklich einfach nur neugierig und gesellig 🙂

„Ich finde es einfach unangenehm, andere um Hilfe, Tipps oder Kontakte zu bitten.“

Findest du es selbst unangenehm, wenn Menschen dich um Hilfe bitten? Oder fühlt es sich nicht eher gut an, wenn du andere unterstützen kannst? Vermutlich eher Letzeres, oder?

Es gibt sogar eine interessante psychologische Studie zu dem Thema, die kurzgefasst zu dem Schluss kommt: Wir schätzen die Bereitschaft, dass andere uns helfen, um 50% geringer ein als sie tatsächlich ist*.

In den letzten Jahren meiner Selbstständigkeit habe ich die Erfahrung gemacht, dass Menschen unfassbar hilfsbereit sind – sei es mit Tipps, Kontakten oder Ideen. Und dass es total ok ist, nach Unterstützung zu fragen.

Wichtig dabei: Überlege auch du dir – gerade bei neuen Kontakten – immer erstmal: Wie ich kann die Person unterstützen? Was weiß ich, was dieser Mensch nicht weiß? Welche spannenden Kontakte habe ich? Welche Empfehlungen kann ich geben?

Wer gibt, dem wird gegeben und so.

(*Quelle: Flynn, F. J., & Lake, V. K. B. (2008). If you need help, just ask: Underestimating compliance with direct requests for help. Journal of Personality and Social Psychology, 95(1), 128–143).


🤓 Konkrete Tipps für Introvertierte

Hoffentlich konnte ich dir schon eine andere Perspektive auf das Netzwerk-Thema vermitteln. Vielleicht hast du jetzt Lust, das auch mal auszuprobieren und zu schauen, was für dich passt. Hier kommen noch ein paar konkrete Tipps, die dir insbesondere dein Einstieg erleichtern sollen.

Nimm eine extrovertierte Person als Wingman/Wingwoman mit

Das ist mein ULTIMATIVER Tipp gerade für den Anfang. Du kennst sicher eine Person in deinem Umfeld, der/die ständig mit wildfremden Leuten ins Gespräch kommt, mit jedem über alles reden kann und/oder selbst gerne auf Veranstaltungen geht. Frag einfach diese Person, ob sie dich begleiten mag. Sag aber auch ehrlich dazu, warum du das möchtest und was deine Erwartung ist.

Zum Beispiel: „Ich würde da gern hingehen, aber ich hab Angst, dass ich mich nicht traue, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Es wäre super, wenn du mitkommen könntest, damit ich gucken kann, wie du das machst. Damit ich mit Leuten leichter in Kontakt komme. Und vielleicht auch, damit ich jemanden zum Reden habe, wenn mir der Smalltalk zu viel wird.“

Besuche Veranstaltungen oder Konferenzen, in denen es im Kern um Vorträge geht

Gerade für den Anfang bietet es sich an, wenn du nicht sofort auf Veranstaltungen gehst, die komplett auf den persönlichen Austausch ausgelegt sind. Zum Glück gibt es richtig viele Formate, bei denen Vorträge im Vordergrund stehen. Und nein, du musst dafür nicht direkt auf eine ganztägige Konferenz gehen – es gibt auch 1-2 stündige Veranstaltungen, auf die das zutrifft. (Tipps, welche Formate das sind, findest du weiter unten im Beitrag.)

Das ganze hat vor allem zwei Vorteile:

Erstens: Der Zeitanteil, der für „freies Netzwerken“ zur Verfügung steht, ist geringer. Was gerade am Anfang eine Menge Druck rausnehmen kann.

Zweitens: Du hast dank der Vorträge direkt einen Aufhänger, um ein Gespräch mit anderen Teilnehmenden anzufangen. Das reicht von Fragen wie „Wie fandest du den Vortrag“ über „Was fandest du besonders spannend?“ bis hin zu „Was konntest du für dich mitnehmen“? So bist du i.d.R. auch schon direkt von Anfang an über die Smalltalk-Ebene hinaus und kannst inhaltlich sprechen.

Starte mit kleinen Veranstaltungen und Netzwerken

Wie weiter oben schon gesagt sind „Netzwerk-Events“ nicht zwangsläufig Massenaufläufe an Menschen. Suche dir für den Anfang kleinere Veranstaltungen mit z. B. 10 bis 20 Teilnehmenden. Auf Online-Plattformen wie Meetup kannst du oft vorher sehen, wie viele Menschen angemeldet sind bzw. gibt es teilweise von vornherein eine Begrenzung der Personenzahl auf z. B. 10 Personen.

Gehe nur zu den Veranstaltungen, die dich wirklich interessieren

Das ist eigentlich ein kompletter No-Brainer, aber ich erlebe es viel zu oft, dass Leute sich zu Veranstaltungen „hinzwingen“, weil sie denken, dass die ihnen irgendwie nutzen könnten. Ehrlich: Tu das nicht!

Wenn du von Anfang an nicht so richtig Bock hast (weil dich das Thema z. B. nicht interessiert oder du weißt, dass das Format nicht so deins ist), dann wird es umso schwerer, mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Mal abgesehen davon, dass andere dir das schlimmstenfalls auch anmerken.

Zu Beginn darfst du wahrscheinlich ein bisschen damit experimentieren, was von den Angeboten da draußen konkret zu dir passt – aber ein grobes Gefühl wirst du beim Lesen einer Event-Beschreibung sicher schon haben. Und wenn der Bauch „nein“ sagt, dann hör auf deinen Bauch!

Netzwerke nur mit Leuten, die du interessant und sympathisch findest

Das schließt sich nahtlos an den oben genannten Punkt an und das finde ich ebenso wichtig.

Meistens wissen wir ja VOR dem Gespräch nicht, ob wir eine Person sympathisch finden; sondern merken das erst im Laufe des Austausches. Das heißt nicht, dass du dich nach drei Minuten wortlos umdrehen und gehen sollst, wenn du jemanden nicht magst.

Ich will vor allem auf Folgendes hinaus: Wenn es darum geht, nach dem Kennenlernen in einen weiteren Austausch zu gehen (z. B. sich nochmal 1:1 auszutauschen), dann tue ich das nur mit Leuten, die mir wirklich sympathisch sind und das ist mir dann auch wichtiger als die Tatsache, dass sie mir vielleicht „nützlich“ sein könnten.

Das führt manchmal dazu, dass ich mich mit mit Menschen verbinde, die mir wirklich NULL beruflich „nutzen“ – einfach, weil ich sie nett/inspirierend/spannend/witzig finde. Andersrum bedeutet das auch, dass ich mich manchmal nicht weiter mit Leuten austausche, obwohl ich das Gefühl habe, dass diese Menschen z. B. ein „gewinnbringender“ Kontakt sind oder selbst ein interessantes Netzwerk haben. Und zwar dann, wenn ich diese Menschen unangenehm finde oder ich das Gefühl habe, dass sie z. B. bestimmte (gesellschaftliche oder politische) Werte nicht mit mir teilen.

Man kann auch sagen: Ich netzwerke nicht mit A****löchern und ich empfehle dir, das auch so zu halten.

Übertreib es nicht gleich!

Wenn du gerade erst anfängst, dich mit dem Netzwerken zu befassen, dann rate ich dir: Starte mal mit einer Veranstaltung pro Monat (auf die du Bock hast).

Es ist nicht ratsam, dir einen Monat lang jede Woche mit zwei Events vollzupflastern (für euch getestet) – das führt am Ende evtl. dazu, dass nach diesem Monat nirgends mehr hingehen willst, weil du dich selbst überfordert hast.

Gerade, wenn du eher introvertiert bist, dann kennst du es vermutlich von dir selbst, dass du nach einer Phase voller Eindrücke erstmal ein bisschen Zeit zum „Energie tanken“ brauchst. Und zwar in Ruhe.

Mein absolutes Maximum liegt bei 2 Events in der Woche und bei maximal 5-6 Events im Monat (im Sommer geht auch mal mehr als im Winter). Deine Grenzen darfst du hier selbst ausloten.

Mit einer einzelnen Person zu reden, ist auch „netzwerken“ – und du darfst die Person auch vorher schon kennen

Mehrfach hab ich schon gesagt, dass es nicht drum geht, immer auf große Veranstaltungen zu gehen. Netzwerken geht aber auch ganz prima im 1:1. Dafür kannst du sogar auch auf Leute zurückgreifen, die du schon kennst.

Du willst dich selbstständig machen? Dann sprich doch mit einer Freundin oder Bekannten, die selbstständig ist.

Du möchtest in einen anderen beruflichen Bereich gehen? Schau doch mal, ob du schon jemanden kennst, der in diesem Bereich arbeitet und dir dazu Infos geben kann.

Nimm die Frage mit „Wie kann ich den Menschen unterstützen, mit dem ich gerade spreche?“

Weiter oben habe ich schon viel über das Thema „Leute um Hilfe bitten“ gesprochen. Netzwerkevents sind meiner Meinung nach aber vor allem auch dazu da, dass ich selbst überlege, wie ich Menschen unterstützen kann, die ich dort treffe.

Ich frage mich in jedem Gespräch: „Kenne ich jemanden, mit dem ich die Person vernetzen könnte? War ich auf einer Veranstaltung, die für die Person aus spannend ist?“

Das gibt einerseits ein gutes Gefühl und macht es für dich auch leichter, wenn du selbst z. B. mal Unterstützung oder einen Rat oder Kontakt von diesem Menschen brauchst.

Wenn du nicht mit Leuten reden willst, musst du nicht reden. Und du kannst jederzeit heimgehen.

Der wichtigste Punkt zum Schluss: Es gibt gute Tage und schlechte Tage. Und ich war auch schon auf Veranstaltungen und habe erst dort gemerkt „Heute bin ich gar nicht in Redelaune!“

In dem Fall ist es ok, einfach nur zuzuhören, wenn andere sich unterhalten. Oder dich auch mal länger am Buffet rumzudrücken oder schweigend aufs Handy zu gucken. Oder auch einfach: Die Veranstaltung früher zu verlassen (es sei denn natürlich, du musst da noch einen Vortrag halten oder dein Arbeitgeber erwartet, dass du den ganzen Tag bleibst ;)).

Je nach Größe des Events merkt es eh keiner, wenn du einfach gehst und auch in kleinen Runden kannst du zur Not einen Vorwand nutzen („Der Hund ist krank.“) oder eben einfach sagen „Ich merke gerade, ich bin nicht mehr aufnahmefähig – ich gehe mal nach Hause.“ Du wirst merken, dass viele Menschen so etwas kennen und dir niemand böse ist.


💡 Netzwerke und Anlaufstellen, die ich gerne nutze

Hier nun zum Abschluss noch eine kleine Übersicht an konkreten Netzwerken und Plattformen, auf denen du dich mal umsehen kannst.

Co-Working Spaces

In jeder größeren Stadt gibt es mittlerweile Co-Working Spaces. Hier kommen Menschen aus verschiedenen Branchen zusammen und arbeiten zusammen in einer Art „Großraumbüro“. Die meisten Spaces bieten Probetage oder Führungen an, wo du mal schauen kannst, ob dieser Space (und das Publikum dort) für dich passen.

Der Vorteil: Du KANNST hier netzwerken – du musst aber nicht 😉 Du kannst auch einfach nur arbeiten. Oft ergeben sich aber recht schnell kurze oder auch längere Gespräche an der Kaffeemaschine. Und die Spaces selbst bieten oft wiederum auch Events an, an denen du teilnehmen kannst. Ich habe hier schon viele tolle Menschen kennengelernt.

In Hamburg bin ich z. B. aktuell ab und zu in der CoWorkBude 14 – ein total schöner, familiärer Space in dem man super gut mit Menschen ins Gespräch kommt. Hier gibt es einmal im Monat auch einen Business-Lunch, bei dem man andere Coworker:innen bei einem gemeinsamen Mittagessen in kleiner Runde kennenlernen kann.

Veranstaltungen/Konferenzen, die vor allem aus Vorträgen bestehen

Hier bin ich ein großer Fan der Reihe 12min me, die es in vielen deutschen Städten gibt. Das Konzept: Es gibt 3 Vorträge. Alle Vorträge dauern 12 Minuten, dann gibt es 12 Minuten Zeit für Fragen und dann ist 12 Minuten netzwerken angesagt. Gerade Letzteres ist ein überschaubarer Zeitraum zum Starten. Das Ganze ist entsprechend immer so nach ca. 1,5 h vorbei.

Darüber hinaus mag ich das Konzept der Barcamps sehr gerne. Hier kommen Menschen zu einem bestimmten Thema zusammen, z. B. Bildung oder UX oder IT. Alle, die möchten, können spontan eine Session anbieten, zu der du dann hingehen kannst. Es gibt auch Barcamps, die gar kein Thema haben, wie z. B. das Barcamp in Lübeck, auf dem ich vor einiger Zeit war.

Barcamps sind sehr entspannte Veranstaltungen mit sehr offenen und entspannten Leuten, die einem das Netzwerken (meiner Erfahrung nach) sehr leicht machen. Eine Liste mit allen Barcamps auch für deine Region findest du auf dieser Seite.

Kleine Netzwerke und Gruppen

Wie schon gesagt gibt es viele kleine Veranstaltungen und Netzwerke, auf die du gehen kannst. Am besten schaust du z. B. mal bei Meetup oder bei Eventbrite nach, was in deiner Region so angeboten wird. Basierend auf deinen Interessen werden dir hier auch Meetups vorgeschlagen.

Viele der Events sind auch komplett kostenfrei!

Ich Hamburg gehe ich z. B. gerne zu Events aus dem Soloheldinnen-Netzwerk – das ist ein Netzwerk für solo-selbstständige Frauen und welche, die es werden wollen. Es gibt unterschiedliche Veranstaltungen von netten Abenden in Weinbars über Spaziergänge um die Alster.

Netzwerke, die eher einen „privaten“ Fokus haben

Wenn du gar keine Lust auf berufliche Themen hast, dann gibt es (zumindest in größeren Städten) auch immer Veranstaltungen, die Menschen privat zusammenbringen, die einfach gern neue Leute kennenlernen wollen. Das können regionale Gruppen sein, die sich regelmäßig zum Wandern treffen, Gruppen von Frauen, die einmal im Monat zusammen brunchen gehen usw.

Auch hier wirst du auf Portalen wie Meetup oder Eventbrite sicher fündig.

✅ Fazit: Netzwerken funktioniert – auch für Introvertierte

Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Beitrag einen anderen Bild auf das Thema Netzwerken geben, dir einige Tipps an die Hand geben und habe dich hoffentlich ermutigt, dich einfach mal nach draußen zu wagen.

Wie du siehst, gibt es jenseits großer Veranstaltungen mit hunderten Fremden noch viele anderen Möglichkeiten, dein Netzwerk auszubauen. Ober das ist meiner Meinung nach immer wichtig: Egal, ob du angestellt oder selbstständig bist. Gerade dann, wenn du etwas verändern möchtest und/oder neue Inspiration suchst, ist ein Netzwerk super wertvoll und wichtig.

Und mal abgesehen von allem „Nutzen“: Ist es nicht immer schön, neue Menschen zu treffen?

Hast du selbst Tipps, dir die beim Netzwerken helfen? Dann teile sie gerne!